Beginn und Verlauf der Erkrankung hängen von den Ursachen und der Form der Inkontinenz ab. Bei jedem wird es etwas unterschiedlich sein, doch vielen Gesprächen mit anderen Betroffenen sind erstaunliche Parallelen zu Tage getreten.
Darum möchte ich schildern, wie die Inkontinenz bei mir angefangen hat und wie es bei mir verlaufen ist. Vielleicht kann so der ein oder andere eine bessere Vorstellung bekommen, was auf ihn zukommt und vielleicht könnt ihr von meinen Erfahrungen und Tipps profitieren.
Stress als Auslöser einer Inkontinenz?
Angefangen hat es bei mir mit ca. 30. Davor hatte ich noch nie Probleme mit der Blase. In meiner Firma gab es viele Umstrukturierungen und ich habe in der Zeit oft Angst um meinen Job gehabt und dadurch auch viel Stress.
Das war das erste Mal, als ich mich mit Blasenschwäche konfrontiert sah. Es war an einem Abend im Februar oder März. Gestresst und erschöpft kam ich von der Arbeit nach Hause. Ich war unglaublich nervös und jedes Mal, wenn ich auf der Toilette war, hatte ich eine Viertelstunde später schon wieder das Bedürfnis, das stille Örtchen aufzusuchen.
Am nächsten Tag in der Firma, hatte ich am Morgen auch schon einen gewissen Harndrang. Am Nachmittag war es dann auch fast nicht mehr auszuhalten. Auf dem Nachhauseweg habe ich dann bei einer Drogerie Halt gemacht und mir eine Packung Inkontinenz-Pants gekauft.
Zuhause zog ich mir dann zum ersten Mal so eine Pants an. Es war erschreckend, dass ich gleich danach spürte, dass die ersten Tropfen Urin in die Pants tröpfelten, ohne dass ich es bewusst laufen lassen hätte.
In der Nacht legte ich eine frische Pants an. Ich lag dann im Bett, hatte einen starken Druck auf der Blase und das dringende Bedürfnis aufzustehen und auf die Toilette zu gehen. Ein paar Mal tat ich das dann auch. Doch irgendwann wollte ich einfach schlafen und habe es dann einfach Laufen lassen.
Inkontinenz tagsüber
Zu Beginn war es noch so, dass am der Druck am Vormittag noch recht gut auszuhalten war. Meistens musste ich bis Mittag nur ein oder maximal zwei Mal auf die Toilette. Nach dem Mittagessen wurde es meistens schlimmer. Selbst wenn ich versucht hatte, besonders wenig zu trinken, wurden die Intervalle im Laufe des Tages immer kürzer.
Kampf gegen den Kontrollverlust
Wie vielen Betroffenen in der gleichen Situation, habe ich weiterhin sehr gekämpft um die verbliebene wenige Kontrolle noch halten zu können. Darum habe ich mich lange dagegen gesträubt, rund um die Uhr Windeln zu tragen. Erst wenn es wirklich nicht mehr anders ging, habe ich eine angezogen.
Heute weiss ich, dass das mein Leben eher schwerer als leichter gemacht hat. Der ständige Druck, der Stress und die Angst haben mich viel Kraft gekostet.
Als ich es endlich geschafft hatte, die Inkontinenz zu akzeptieren, wurde alles viel leichter. Nachdem ich begonnen hatte, konsequent jeden Morgen anzuziehen, merkte ich schon nach ein paar Tagen, dass ich mehr und mehr völlig die Kontrolle verlor. Doch wovor ich mich monatelang gefürchtet hatte, war eigentlich eine Erleichterung.
Die Blasenprobleme traten viel mehr in den Hintergrund, ich musste nicht alle 10 Minuten darüber nachdenken. Ich musste mich nicht mehr jedes mal frustriert ärgern, wenn ein Schwall kam.
Es begann mehr und mehr ganz ohne Druck zu tröpfeln. Dadurch kam es zu keinen Situationen mehr, wo die Windel den plötzlichen Urinschall nicht mehr auffangen konnte und etwas auslief.